Warum die ZDF-Doku zum Fernsehfilm von Ferdinand von Schirach für die Wahrheitsfindung kontraproduktiv ist.
Man erwartet in einer TV-Dokumentation, dass sie sich auf einer rationalen Ebene inhaltlich mit dem auseinandersetzt, was in einem Fernsehfilm thematisiert wird. Der rationale Diskurs soll zu einem vertieften Verständnis und einer Objektivierung der Sachverhalte beitragen und in dieser Form über den Film hinausweisen. Im Fall der Doku zu Schirachs Film ist das bedauerlicherweise nur teilweise gelungen und aus meiner Sicht als Rechtsanwältin mit der Spezialisierung auf Sexualstrafrecht mit über 20 Jahren Erfahrung fällt der ZDF-Beitrag als begleitende sachliche Auseinandersetzung mit dem Film hinter der Realitätsnähe und Objektivität des Films zurück.
Zu Ferdinand von Schirachs TV-Drama über ein Vergewaltigungs-Verfahren.
Der Drehbuchautor Ferdinand von Schirach weiß als Jurist, was er tut, wenn er die gerichtliche Auseinandersetzung über eine Vergewaltigung in die Form eines berührenden Fernsehfilms bringt. Als Strafverteidigerin spezialisiert auf die Verteidigung in Sexualstrafverfahren kann ich nur Danke sagen für einen Film, der subtil mit so manchen falschen Vorstellungen aufräumt und hoffentlich mehr Bewusstsein schafft für die Realität einer solchen Gerichtsverhandlung.
Wenn Ihnen plötzlich eine Vorladung wegen sexuellem Missbrauch, Vergewaltigung, sexuellem Übergriff oder sexueller Belästigung ins Haus flattert, ist dies ein großer Schock. Und vermutlich können Sie sich den Vorwurf zunächst auch nicht einmal erklären. Die gute Nachricht: Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit werden Sie zu Unrecht beschuldigt. Und: es gibt ein Gegenmittel dafür.
Warum die Senkung der Mindeststrafen für Kinderpornografie absolut Sinn macht.
Endlich hat die Politik realisiert, dass die Gesetzgebung zum Thema Kinderpornografie Unschuldige in Schuld setzt, unbescholtene couragierte Mitbürger kriminalisiert und die Gerichte unnötig überlastet.
Bei einem Herzinfarkt gehen Sie ja auch zum Facharzt für Herz-Kreislauferkrankungen.
Die Anschuldigung wegen eines Sexualdelikts und ein Herzinfarkt haben vieles gemeinsam. Beides ist lebensbedrohlich. Beides kann ihre Existenz gefährden. Und in beiden Fällen sollte Sie umgehend den Spezialisten aufsuchen. Schon die bloße Anschuldigung wegen eines Sexualdelikts reicht aus, um existentielle Not und extreme psychische Belastung hervorzurufen. Während Sie bei einer Erkrankung des Herzens dem Mitgefühl ihres sozialen Umfelds, ihrer Kollegen und Familie sicher sein können, bedeutet der Vorwurf eines Sexualdelikts allerdings sofort, dass die Empathie für ihre Person ins Gegenteil kippen kann und sie plötzlich völlig isoliert dastehen. Allein der Verdachtsfall, auch wenn er nicht zutreffen sollte, ruft meist ihren Arbeitgeber auf den Plan. Schnell werden sie suspendiert und wie eine unaufhaltsame Lawine bricht Abwendung und Ablehnung über sie herein, der erfahrungsgemäß selbst ihre Familie in Zweifel stürzen kann.